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Öffentliche Krisenvorsorge - Aufgaben der Gemeinden, Behörden und öffentlichen Institutionen

Behördeneinsatzleiter bei Katastropheneinsätzen ist nach dem Katastrophenhilfegesetz der Bezirkshauptmann. Bei regional begrenzten Ereignissen wird das auch in der Realität so sein. Bei Großereignissen, wie z.B. bei einem Blackout, wird das aber nicht mehr so funktionieren. Der Bezirkshauptmann kann nicht überall gleichzeitig sein. Wenn man auch noch bedenkt, dass Kommunikationsmittel wie Telefon und Email zeitnah mit eintritt des Ereignisses ausfallen, kann der BH seiner Aufgabe als Einsatzleiter nicht überall gleichzeitig übernehmen. Daher muss, als die nächste untergeordnete Instanz, diese Aufgaben der Bürgermeister übernehmen, was per Gesetz auch so vorgesehen ist.

Der Bürgermeister ist aber nicht nur der Behördeneinsatzleiter während eines Katastropheneinsatzes. Er ist auch für alle Vorsorgemaßnahmen im kommunalen Bereich verantwortlich. So ist er z.B. für die Alarmierung zuständig. Die Sirenen dienen nicht nur zum Alarmieren der Feuerwehr. Der Bürgermeister ist auch laut Gesetz verpflichtet eine funktionierende Alarmierung der Bevölkerung bei Zivilschutzalarmen zu gewährleisten. Was für den Fall eines längerfristigen Stromausfalles bedeutet, dass die Sirenen Notstromversorgt sein müssen. Wenn das, warum auch immer nicht oder noch nicht möglich ist, muss eine alternative Alarmierungsmöglichkeit zur Verfügung stehen. Das kann z.B. ein Feuerwehrfahrzeug mit Folgetonhorn und Lautsprecheranlage sein. Dann muss die Bevölkerung aber vorab über diese Form der Alarmierung informiert werden um im Ernstfall dann auch zu wissen was dieses Warnsignal bedeutet.

 
Wofür ist die Gemeinde noch zuständig:

 

Gemeindeeinsatzleitung - Krisenstab

Um alle Belange im Verantwortungsbereich der Gemeinde im Krisenfall zu koordinieren ist ein Einsatzstab und eine geeignete Räumlichkeit für eine Einsatzleitung erforderlich. In den Meisten Fällen wird das natürlich das Gemeinde- oder Rathaus sein. Diese Räumlichkeiten sollten für einen „rund um die Uhr Betrieb“ gerüstet und folgende Grundvoraussetzungen erfüllen:

Heizung

Wenn die standardmäßige Beheizung nicht mehr funktioniert, so muss eine Notheizung eingerichtet werden. Bei Zentralheizungen mit Gas, Öl, Pellets oder Stückholz reicht schon ein kleineres Notstromaggregat um die Steuerung und die erforderlichen Pumpen mit Strom zu versorgen und die Heizung aufrecht zu erhalten. Bei Heizungen die mit Drehstrom betreiben werden (Hackschnitzel und Wärmepumpen) braucht man auf jeden Fall ein „langsamläufer Aggregat“ mit 1500 U/min um nicht die Elektronik im Haus zu beschädigen. Diese Geräte beginnen bei etwa 20kVA Leistung und einem Gewicht ab ca. 500-600kg.

Wird das Haus mit Fernwärme beheizt, ist zum Betrieb des Wärmetauchers (Pumpe) meist auch nur ein kleines 1phasiges 230V Aggregat erforderlich. Wenn das Fernheizwerk aber nicht notstromversorgt ist, hilft auch der Betreib der Hausinternen Zirkulationspumpe nichts. Es wird trotzdem kalt bleiben.

Eine komplett stromunabhängige Alternative ist natürlich ein Holzherd, Schwedenofen, Kachelofen odgl. Es gibt bei uns bereits wieder Feuerwehrhäuser wo wieder Holzherde eingesetzt werden. Bei dieser Variante darf man nur die laufende Kontrolle und Reinigung des Rauchfangs nicht vergessen. Es hilft der beste Herd im Notfall nichts, wenn der Rauchfang im Sommer mit einem Wespennest zugebaut wurde.

LichtLED SchreibtischleuchteVARTA LED

Die Komfortlösung ist natürlich die Notstromversorgung des kompletten Gebäudes, dann Funktioniert alles wie gewohnt – bis auf die Fernwärmeheizung, wie oben
erwähnt. Die erforderliche Beleuchtung kann man aber auch mit LED-Leuchten und Batterien oder Akkus sicherstellen. Die Akkus kann man zum Beispiel mit einem kleinen Inverter-Aggregat oder einem Aggregat aus dem Feuerwehrauto von Zeit zu Zeit nachladen. Wenn man das richtig organisiert, muss nicht unbedingt ein 100kVA Aggregat für ein paar LED-Leuchten laufen und unnötig Diesel verbrauchen. Eine sehr gute Möglichkeit sind auch Adapter für Werkzeugakkus (Akkuschrauber). Diese Adapter gibt es für alle gängigen Gerätetypen. Der Adapter wird auf den Akku aufgeschoben und man hat dann meist gleich eine integrierte Leuchte und ein paar USB-Anschlüsse zur Verfügung. Über diese Anschlüsse können diverse Geräte versorgt und geladen werden. Um wenige Euros gibt es LED-Schreibtischlampen. Diese Lampen können über viele Stunden mit einem Geräteakkus betrieben werden. Die Wartung der Akkus entfällt, weil man sie ja eh im täglichen Gebrauch hat. Über ein Notstromaggregat, vom 1000W Inverter bis zum Großaggregat, kann man die Akkus wieder meist in sehr kurzer Zeit laden. So kann man sich mit geringen finanziellen Aufwand eine gesicherte Beleuchtung für die Einsatzleitung oder andere wichtige Örtlichkeiten aufbauen.  

Kommunikationkomu

Die üblichen Kommunikationsmöglichkeiten über Festnetz, Handy, Email oder Internet, werden bei einem Blackout ziemlich zeitnah mit dem Strom ausfallen. In irgendeiner Art und Weiße soll/muss der Einsatzstab mit seinen Akteuren dann immer noch kommunizieren können. Besonders für einen Feueralarm oder einen Medizinischen Notfall ist eine rasche Kommunikation unter allen eingesetzten Kräften unumgänglich. Die erste Möglichkeit ist natürlich der BOS-Tetra-Funk der Feuerwehr. Solange das BOS-Netz noch funktioniert, erreicht man auch noch die Landessicherheitszentralle und kann damit die Rettung alarmieren. Beim allarmieren der Feuerwehr ist es schon etwas problematischer. Wenn die Sirene zum Zeitpunkt der Alarmierung gerade nicht Notstromversorgt ist, kommt der Alarm zwar am Sirenenendsteuergerät an – wenn der Akku in der SSES noch mitspielt. Die Sirene funktioniert aber nur bei laufendem Aggregat. Ausnahme sind natürlich elektronische Sirenen, die bei Stromausfällen sicherlich gewisse Vorteile haben.

Wie lange der Netzbetrieb von BOS-Tetra funktioniert kann man aber nicht wirklich sagen, da dieses System von sehr viel Infrastruktur abhängig ist. Was von der erforderlichen Infrastruktur wie lange nach einem Stromausfall funktioniert wird man erst im Ernstfall wissen. Daher sollte man sich auch andere Kommunikationswege überlegen. Eine alternative ist der „Tetra direkt Mode“ DMO. Hier wird wirklich von Funkgerät zu Funkgerät, ohne Infrastruktur, gefunkt. Die Reichweite ist dabei natürlich sehr eingeschränkt und reicht ungefähr so weit wie die der ehemaligen Analogfunkgeräte der Feuerwehr. Bei den Tetra-Geräten wird man auch schnell auf Hürden durch die begrenzte Stückzahl, über die jede Feuerwehr verfügt, stoßen. Die Feuerwehr braucht natürlich einen Teil der Geräte selbst. Daher werden für den Einsatzstab in den meisten Fällen zu wenig Geräte übrigbleiben. Eine Lademöglichkeit für Handfunkgeräte und eine Notstromversorgung für Basisstationen muss man sich natürlich auch überlegen. Eine einfache und preisgünstige Möglichkeit sind Autobatterien und Wechselrichter – siehe dazu den Beitrag „Notstromkoffer“.

Eine Möglichkeit sind natürlich auch die „alten analog Funkgeräte“ der Feuerwehr. Bei uns im Burgenland ist das Landesfeuerwehrkommando noch im Besitz der Analogfrequenzen und die Geräte dürfen von den Feuerwehren auch noch auf den Frequenzen betrieben werden. Da die Feuerwehr ein wichtiges Mitglied im Gemeindeeinsatzstab ist, spricht sicher auch nichts dagegen, wenn man im Notfall die Geräte der Feuerwehr für die Kommunikation unter allen eingesetzten Kräften nutzt. Gleiches gilt natürlich auch für die Verwendung der BOS-Tetra-Geräte. Bei vielen Feuerwehren sind noch zahlreiche Analogfunkgeräte vorhanden. Ein Problem sind natürlich die Akkus der Geräte. Die meisten Akkus werden nach der Umstellung auf Tetra bereits ihren Dienst Quittiert haben. Wenn man neu Akkus kauft, so bedürfen diese einer regelmäßigen Pflege und Wartung sonst sind auch diese nicht wirklich einsatzbereit, wenn man sie braucht. Für manche Geräte gibt es anstelle der Akkus Batteriefächer. Das ist die optimale Lösung. Die Batteriefächer werden „leer“ gelagert. Wenn man die Geräte braucht, kommt ein neuePMR Batr Satz Batterien in das Fach und das Gerät ist betriebsbereit. Vorausätzung ist natürlich, dass man ausreichen Batterien eingelagert hat.

Eine weitere Möglichkeit sind CB- oder PMR-Funkgeräte. Diese Geräte sind frei erhältlich und es darf sie jeder betreiben. Nachteil bei den CB-Funkgeräten ist die etwas klobige und große Antennentechnik. Bei PMR-Geräten ist
es die eingeschränkte Reichweite durch die auf 500mW begrenzte Sendeleistung. Für Funkgespräche innerorts, auf ein paar hundert Meter oder auf freie Sicht bei günstigen Bedingungen auch bis zu ein paar Kilometern sind diese Geräte sicher eine gute und billige Alternative. Diese Geräte sind bereits ab ca. 30 Euro pro Stück frei erhältlich. Auch bei diesen Geräten gibt es Ausführungen mit Batteriefach, welche für den Not Funk sicher der Akkuvariante vorzuziehen sind.       

 

Wasserversorgung:

In vielen Gemeinden, zumindest bei uns im Südburgenland, gibt es gemeindeeigene Wasserversorgungsanlagen. Hier ist ebenfalls der Bürgermeister für eine Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser zuständig. Es gibt Anlagen, so wie z.B. in unserer Gemeinde, die auf Grund der Geographie ohne Pumpstationen und damit ohne Strom auskommen. In den meisten Fällen wird es aber ohne Pumpen und damit ohne Strom nicht gehen. In den meisten Anlagen sind heutzutage auch UV-Entkeimungsanlagen verbaut, die bei Stromausfall den Wasserzufluss sperren. Diese Anlagen müssen ebenfalls mit Notstrom versorgt werden. Wenn sie umgangen werden (können) ist die Bevölkerung unbedingt darüber zu Informieren und das Abkochen des Trinkwassers anzuordnen. Wenn diesbezüglich seitens der GeWasserhahnmeinde nicht vorgesorgt wird und das Trinkwasser nach ein paar Stunden ausfällt, wird die Gemeinde die Anlaufstelle sein an die sich die Bevölkerung mit mehr oder weniger Nachdruck wendet. Wenn es bei den Pumpstationen keine vorbereiteten Einspeisestellen und keine Aggregate gibt, wird es auf die Schnelle dann auch keine Möglichkeiten geben die Versorgung wieder notdürftig herzustellen und die ersten Tumulte sind vorprogrammiert.

Ebenso verhält es sich natürlich mit den Löschwasserreserven für die Feuerwehr. Im normalen Alltag sind bei einem Brand im Bedarfsfall innerhalb weniger Minuten zahlreiche Tanklöschfahrzeuge von den umliegenden Feuerwehren vor Ort. Wenn jedoch die Alarmierung nur eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr funktioniert, wird das Eintreffen der Nachbarfeuerwehren um ein vielfaches länger dauern als gewohnt. Außerdem sind diese Feuerwehren vom Stromausfall ebenfalls betroffen und vielleicht gerade mit Hilfsmaßnahmen im eigenen Ort beschäftigt. Die ortsansässige Feuerwehr wird daher wahrscheinlich lange und größtenteils auf sich selbst angewiesen sein. Daher sollte der Bürgermeister sich gemeinsam mit der Feuerwehr schon im Vorfeld Gedanken machen wo es alternative Wasserentnahmestellen wie Swimmingpools, Wasserzisternen, Teiche und andere Möglichkeiten zur Löschwasserentnahme gibt. Diese Entnahmestellen sollten mit dem jeweiligen Volumen in einer Löschwasserkarte aufgenommen werden. Diese Karte kann auch bei Bränden im „Normalbetrieb“ herangezogen werden und es kann dadurch gerade während einer Krise kostbares Trinkwasser eingespart werden.

In vielen Gemeinden obliegt die Trinkwasserversorgung aber nicht mehr den Gemeinden. Die Versorgung wird von großen Wasserverbänden übernommen. Der Bürgermeister ist aber Trotzdem der Einsatzleiter und sollte sich mit dem Wasserleitungsverband ein Konzept zur Notversorgung überlegen. Wenn kein Tropfen mehr aus dem Wasserhahn kommt, wird die Bevölkerung sicher nicht zum Wasserverband pilgern, sondern in erster Linie wieder vor dem Gemeindeamt und dem Bürgermeister stehen.

 

Abwasser:abwasser

Wie die Wasserversorgung funktioniert heutzutage nahezu kein Abwasserentsorgungssystem mehr ohne Pumpen und damit ohne Strom. Kläranlagen und große Hebewerke sind zurzeit nur in einem sehr geringen Ausmaß notstromversorgt. Diese Anlagen sind aber in den meisten Fällen nicht im direkten Einflussbereich des Bürgermeisters. Pumpstationen innerhalb der Gemeinde, auch wenn sie einem Verband gehören, sollte der Bürgermeister aber nicht außeracht lassen. Egal wer der Betreiber der Pumpstation ist, wenn das Schmutzwasser nach ein paar Stunden überläuft oder sogar tiefergelegene Keller flutet, wird es sehr schnell wieder zum Problem des Bürgermeisters werden. Deshalb muss auch hier im Vorfeld genau erhoben werden, von welchen Anlagen eine Gefahr für die Anwohner ausgehen kann und wie man diese Gefahren bei einem Stromausfall abwenden kann. Es ist immer noch besser, man kann eine Pumpstation mit einem Notstromaggregat auspumpen und das Schmutzwasser fließt über das nächst Überlaufbauwerk in den Bach, als es werden die Keller von Wohnhäusern überflutet.

 

Leuchtturm, Krisensammelzentrum oder wie auch immer man es nennt...

 

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